Geschichte von 700 n. Chr. bis heute
um 785
n. Chr. Der Sachsenführer Widukind wird als legendärer und sagenhafter Gründer der Kirche in Schildesche erwähnt. Allerdings entbehrt diese Aussage jeder historischen Bestätigung.
793
Das Bistum Münster wird durch den heiligen Ludger gegründet
um 800
soll eine sagenhafte Kirche des Meiers zu Altenschildesche, die Kirche "Johannes over den Dieken", jenseits der Teiche des Johannesbaches, existiert haben. Auch hier fehlt jede historische Quelle dazu. Die Bistümer Minden und Paderborn entstehen.
939
Die Adelige Marcsvidis gründete in Schildesche ein "Kloster", wie es in ihrer Lebensbeschreibung heißt für Stiftsdamen, die sogenannten Kanonissen. In der Folgezeit reist sie selbst nach Rom, um Reliquien Johannes des Täufers zu erhalten. Zum Stiftsgut gehören die acht Höfe: Schildesche, Altenschildesche, Borbeke, Pahmeyer, Lübrassen, Selhausen, Eißen und Jerrendorf. Marcsvidis setzte als Äbtissin ihre Verwandte Emma ein.
960
Vermutlich wurde in diesem Jahr die erste Stiftskirche fertiggestellt. Sie war halb so lang wie die heutige und verfügte noch nicht über einen Turm. Lediglich eine Glocke, geschützt von einem kleinen Dachreiter, rief zum Gottesdienst.
1019
Das "Kloster"Schildesche wird dem Paderborner Bischof Meinwerk geschenkt.
1214
Die Stadt Bielefeld wird gegründet.
1233
Die Äbtissin von Schildesche beklagt den Holzeinschlag von Bielefelder Bürgern auf dem Johannisberg; der Wald wird an den Grafen von Ravensberg verkauft, später erhalten die Stiftsdamen Ländereien in Sudbrack und Gellershagen als Entschädigung.
1244
Die Grafen von Ravensberg übernehmen den weltlichen Schutz des Stiftes; sie werden die Stiftsvögte.
1250
wird vermutlich die alte Stiftskirche zerstört. Gleichzeitig scheinen die Stiftsdamen ihre gemeinsame Lebensführung und Haushaltung aufgegeben zu haben. Sie beziehen acht Kurien, Stiftshöfe, die sich um die Stiftskirche herum gruppieren.
1290
wird Hermann von Schildesche, ein europaweit bekannter Geistlicher, geboren.
um 1300
Die Johannes-Plastik, die sich heute in der katholischen Kirche an der Ringenbergstraße befindet, entsteht.
1325
Die Stiftsdamen erhalten in Salzuflen von den Ravensberger Grafen ein Salzhaus. Aus der Verpachtung fließen ihnen jährlich eine große Menge Salz zu: eine wichtige Einnahme, denn im Mittelalter war das Salz aufgrund seiner Bedeutung für Mensch und Tier "weißes Gold".
um 1399
Die Stiftsdamen stellen erstmalig eine Steuerliste - ein Heberegister - auf, das alle Einkünfte und auch deren Verteilung regelt.
1461
Eine der drei Glocken, die heute im Turm der Stiftskirche hängen, wird gegossen. Einer der Stifter war Lambert von Bevessen, in seiner Zeit eine bedeutende Persönlichkeit in Ravensberg. Vermutlich wurde auch in diesem Jahr der erste Turm der Stiftskirche errichtet.
um 1500
entstand der gotische Schnitzaltar in der Stiftskirche mit Tafeln aus dem Leben Jesu und Johannes des Täufers.
1533
Nach dem Visitationsprotokoll für die Grafschaft Ravensberg gab es in Schildesche keine Reformationsbestrebungen.
1541/42
in Bielefeld kam es zum ersten Reformationsversuch. Das Amt des Propstes in Schildesche wird aufgehoben. An seine Stelle tritt die Pröpstin, die allerdings nicht annähernd so viel Einfluß hatte wie der Propst.
1554
Hermann Hamelmann setzte in Bielefeld die Reformation durch.
1609
In Schildesche lebten nur noch zwei katholische Stiftsdamen. Die Jülich-Berger Landesherren sterben aus. Ravensberg fiel an Brandenburg, jedoch auch die Pfalz-Neuburger hatten noch politischen Einfluß in der ehemaligen Grafschaft.
1630
In der Zeit der Gegenreformation wird die Stiftskirche von katholischen Truppen aufgebrochen.
1647
Mit dem Restitutionsedikt soll der kirchliche Stand von 1629 wieder hergestellt werden.
1672
Im Religionsvertrag zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg wurde festgelegt, dass ein Drittel der Stiftsdamen in Schildesche evangelisch-lutherisch, ein weiteres Drittel evangelisch-reformiert und schließlich eines katholisch sein sollte.
1688
Eine Kirche für die Katholiken wird auf dem Kalberkamp errichtet. Maßgeblich an dem Bau beteiligt war der katholische Pfarrer Tegeler.
nach 1770
finden in Schildesche die Markenteilungen statt. Die Allmende, das gemeinsam genutzte Land, wurde auf die einzelnen Bauern aufgeteilt. Zur Ausweitung des bäuerlichen Landes wurden die königlichen Arröder mit Land versehen.
1807 - 1813
Die Franzosen regierten Ravensberg. Der Regent, Napoleons Bruder Jérôme, residiert in Kassel. Der Johannis-bach wurde zur Grenze zwischen dem Kaiserreich Frankreich und dem Königreich Westphalen.
1810
Die französische Regierung hob das Stift Schildesche auf. Die Einkünfte, finanziellen Berechtigungen und Gebäude wurden verkauft. Die verbliebenen Stiftsdamen erhielten eine staatliche Pension. 1829 starb die letzte Stiftsdame in Schildesche.
1811
Der Turm der Schildescher Stiftskirche stürzte wegen Baufälligkeit ein und begrub drei Bauarbeiter unter sich.
1845
Eine Krise im heimischen Leinengewerbe verursacht Kummer und Not. Die Köln-Mindener Eisenbahn wird gebaut und damit der Viadukt bei Schildesche.
1852
Das Rettungshaus, das spätere Johanniswerk, wird ins Leben gerufen.
1889
Die Mechanische Weberei Ravensberg nimmt in Schildesche ihren Betrieb auf. Wegen der Sirene, die die Arbeitszeiten verkündete, bürgerte sich im Volksmund der Name "Schilsker Tüüt" ein.
1900/1901
Das Dorf Schildesche wird mit Kleinbahn und Straßenbahn an die Stadt Bielefeld verkehrsmäßig angeschlossen.
1912
An der heutigen Ringenbergstraße entsteht die neue katholische Kirche.
1914 - 1918
Der erste Weltkrieg fordert auch aus der Schildescher Bevölkerung seine Opfer. 1917 wird der Viadukt auf vier Bahnspuren ausgebaut.
1923
Zur Erinnerung an die Toten des Ersten Weltkrieges wird an der Stiftskirche ein Kriegerdenkmal errichtet.
1930
Schildesche wird nach Bielefeld eingemeindet und verliert seine Eigenständigkeit.
1939
Mit einem Festumzug gedenkt die Schildescher Bevölkerung kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges des 1000jährigen Bestehens ihres Ortes.
1944/45
Der Viadukt bei Schildesche ist Ziel mehrerer Luftangriffe der Alliierten. Kurz vor dem Ende des Krieges wird er zerstört.
1950
Die Neuapostolische Gemeinde zieht in die seit 1912 leerstehende alte kath. Kirche.
1954 - 1956
Wegen der Kriegsschäden und dem verstärktem Aufkommen von Personenkraftwagen stellt die Kleinbahn ihren Betrieb ein. Ein halbes Jahrhundert mobiler Kultur endet.
1956/57
Das Ursulinen-Kloster wird fertigestellt. Nach fast 150 Jahren gibt es wieder eine klösterliche Gemeinschaft in Schildesche.
1961
Die Mechanische Weberei Ravensberg in Schildesche schließt sich aus markttechnischen Überlegungen mit der Bielefelder Mechanischen Weberei zusammen.
1973
Wegen der Krise in der Textilindustrie schließt die Weberei in Schildesche ihre Produktion. Die Gebäude werden noch von der Fa. Miele als Lager genutzt, jedoch 1983 abgerissen. Die Waldorf-Schule errichtet ihre eigenen Schulgebäude auf diesem Gelände.
1976
entsteht in Schildesche eine der ersten Gesamtschulen im Bielefelder Bereich.
1982
wird der Obersee als Naherholungsmöglichkeit fertiggestellt. Ihm soll der Untersee folgen, der allerdings sehr umstritten ist.
1989
Schildesche feiert sein 1050 jähriges Bestehen.