"Theurung" war in früheren Zeiten stets gefürchtet. 1805 verarmten manche Schildescher Familien dadurch derart, dass sie mit Holz und Kohlen in der Winterzeit unterstützt werden mussten:
Wegen verspäteter Ärnte und des im vorigen Jahre erlittenen Misswachses entstand in diesem Jahre eine große Theurung. Der Scheffel Roggen kostete im Monat August 5 bis 6 Thaler. Eine Zeitlang war gar kein Roggen zu haben. Es erfolgte kurz vor der Ärnte etwas Zufuhr von Danziger Roggen und Mehl, welcher durch Fürsorge Seiner Majestät des Königs beschafft worden. Der Roggen wurde in diesem Jahre überall auf dem Halme nicht reif, die Körner blieben weich und zum Theil grün, und in dieser Qualität musste er gemähet werden, weil gar keine Hofnung zur Reife vorhanden war. Die fehlende Quantität an Roggen wurde für die beiden Ämter Schildesche und Werther auf 6000 Scheffel berechnet.
Es wurde in diesem Jahre für die hiesige Gemeinde ein Feuerungs-Magazin errichtet, vorzüglich für die Heuerleute, deren 813 in der Gemeinde vorhanden, darunter waren 122 Familien so arm, daß ihnen die Steinkohlen ohne Anrechnung für Fuhrlohn verabreicht werden mußten. Jede Familie erhielt planmäßig wöchentlich 28 Pfund Holz und 42 Pfund Steinkohlen. Die ganze Consumtion für die Wintermonate November, December, Januar, Februar, März und April betrug
1, Holz: 76.616 Pfund oder nach Klaftern, die Klafter zur Schwere
von 3450 Pfund gerechnet, 22 _ Klafter.
2, Steinkohlen: 133.224 Pfund oder die Riegel zu 90 Pfund gerechnet
1480 _ Riegel und 24 Riegel zum Fuder gerechnet.
Das Holz wurde von den Colonen des Kirchspiels nach Klaftermaaß geliefert und für die Klafter inclusive Fuhrlohn bezahlt:
1, Büchenholz: 6 Thaler 20 gute Groschen
2, Eichen- und Büchenholz: 5 Thaler 3 gute Groschen
3, Fichten- Espen- und Erlenholz: 4 Thaler 13 gute Groschen 2 Pfennige, außerdem sogenanntes Schweppengeld 6 gute Groschen und für Brantwein 2 gute Groschen; bei dem Detail-Verkauf wurde für 2 gute Groschen gegeben bei nassem Holze:
30 Pfund Büchenholz,
32 Pfund Eichen und Birkenholz,
36 Pfund Fichten-, Espen- und Erlenholz,
bei trockenem Holze ohne Unterschied der Holzarten 24 Pfund.
Die erforderlichen Steinkohlen wurden aus den durch den Verkauf der Allée auf dem Wege von Schildesche nach Bielefeld gelösten Geldern ad 188 Thaler angeschafft. Der Einkaufspreis der Dornberger Steinkohlen kostete pro Riegel 5 gute Groschen 6 Pfennige, fecit pro Fuder 5 Thaler 1 guten Groschen; das Fuhrlohn für 24 Riegel 2 Thaler, Schweppengeld 3 gute Groschen, für Brantwein 1 guten Groschen und für die Bestellung der Steinkohlen und für das Ausmessen derselben 1 guten Groschen. Es kostete also jede Riegel 8 gute Groschen 8 Pfennige. Bei den Armen fiel das Fuhrlohn ad 2 Thaler weg und bezahlten diese nur 6 gute Groschen 10 Pfennige für die Riegel. Rendant des Magazins war der Heuerling Hagedorn zu Schildesche und musste wöchentlich Rechnung ablegen. Dies Magazin bestand bis zum Jahre 1811, wo es nicht fortbestehen konnte, weil die vorzüglichsten Holzeigenthümer in administrativer Hinsicht von der Gemeinde getrennt und zum französischen Kaiserreiche geschlagen wurden.
Die Abschrift erfolgte getreu dem Original.