Heimatverein Schildesche

An jedem ersten Samstag im Monat

Führung durch den historischen Ortskern

Treffpunkt Portal Stiftskirche, 11:30 Uhr

Kostenbeitrag 5 .- €,

Dauer ca. 1,5 Stunden  

Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Donnerstag
Vereinshaus Margaretenweg 29
Zweite literarische Soirée

Annette von Droste-Hülshoff
DIE JUDENBUCHE

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) entstammt einem der ältesten Adelageschlechter West-falens, das sich rühmen darf, mit ihr eine Autorin von weltliterarischem Rang hervorgebracht zu haben. Die Judenbuche lässt sich als skeptische Auseinandersetzung mit einer postrevolutionären Gesellschaft betrachten. Der große Philosoph G.W.F. Hegel (1770-1831) hatte behauptet, mit dem Sieg der Franzö-sischen Revolution (1789-1799) habe sich die Vernunft in der Geschichte durchgesetzt; Annette misstraut diesem Optimismus und stellt ihm ein Weltbild gegenüber, das von irrationalen Mächten bestimmt ist. Wie ihr jüngerer Zeitgenosse, der Däne Sören Kierkegaard (1813-1855), lässt sie sich von den Themen der Schuld, des Dämonischen, des Absurden und Irrationalen faszinieren. Die Natur und die Nacht beherschen auf weite Strecken die Erzählung, der Wald gewinnt ein rätselvolles Eigenleben. Immer wieder wird das Breder Holz auftauchen, ein verhextes Gelände, das seinen Opfern den Tod bringt. Auch die Israeliten, denen das Werk eine Schlüsselrolle zuweist, vermitteln ein Moment des Fremden, Undurchschaubaren und Archaischen. Annette pointiert das, indem sie eine unverständliche hebräische Zeichenfolge in den deutschen Text einfügt, die erst in der letzten Zeile des Werks ihre Erklärung findet. Die Helden der Erzählung sind ihrerseits keine selbstbewussten, erfolgreichen Bürger, sondern Landvolk, Arme, Außenseiter und zwielichtige Figuren, die nicht einmal vor dem Mord zurück-scheuen. Wenn das bürgerliche Denken das souveräne, unverwechselbare Individuum feiert, stellt Annette dem etwas gegenüber, was sich als verschwimmende Identität beschreiben ließe: Über weite Strecken der Erzählung sind Friedrich Mergel und Johannes Niemand ununterscheidbar, eine der glän-zendsten Erfindungen der Autorin. Man möchte ihre Ambivalenz in der Anlage des Werks wieder-finden: Seine Details sind von halluzinatorischer Schärfe, doch der Zusammenhang bleibt nebelhaft.

Eine Veranstaltung mit Aiga Kornemann (Lesung) und Jürgen Buchmann (Textbearbeitung und Einführung)

Für ein passendes, münsterländisch orientiertes Ambiente wird gesorgt.
Die Gebühren für die Lesung betragen auch hier 5,00 € Mitgl/7,50 € Nichtmitgl.
Bild: Johann Sprick, Public domain, via Wikimedia Commons