Heimatverein Schildesche

An jedem ersten Samstag im Monat

Führung durch den historischen Ortskern

Treffpunkt Portal Stiftskirche, 11:30 Uhr

Kostenbeitrag 5 .- €,

Dauer ca. 1,5 Stunden  

Anmeldungen sind nicht erforderlich.


Am Samstag, 5.4. fällt die Führung aus.

 

 An jedem ersten Mittwoch im Monat

Erzähl-Café

im Vereinshaus Margaretenweg 29, 15 Uhr

Anmeldung nicht erforderlich.

Dienstag
Gemeindesaal der Stiftskirche
Vortragsreihe: Schildesche unterm Hakenkreuz

 

 

In einem zeitgenössischen Zeitungsbericht findet sich die Notiz, dass es im Jahre 1932 bereits zwei Hitlerjungen in Schildesche gab – im folgenden Jahr dagegen waren es schon 60-70. Der damalige „Pimpf“ Horst Eweler (1930-2013) erinnerte sich: „Wir Pimpfen sammelten uns wöchentlich mittwochs und samstags nachmittags auf dem Schildescher Kirchplatz in Uniform. Von dort zogen wir in Dreier-Reihen zum Wäldchen bei Upmeyer zu Altenschildesche, wo die Findlinge für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges stehen.“ Dabei musste immer gesungen werden, um den Marschtritt zu halten - möglichst laut, um auf sich aufmerksam zu machen. Lieder wie „Heute wollen wir ein Liedlein singen“ mit der Zeile „Leb‘ wohl, mein Schatz, leb‘ wohl,
denn wir fahren gegen Engeland!“ mit dem Text von Hermann Löns (1866-1914) und der Musik von Herms Niel (1888-1954). Am Ehrenmal angekommen organisierten die HJ-Führer Geländespiele und Luftgewehr-Schießen. Horst Eweler lernte dabei über den „Daumensprung“ auch die Grundlagen des Strahlensatzes kennen. Pimpfe und HJ-Jungen hörten bei „Gemeinschaftsempfängen“ die Rundfunk-Ansprachen von Joseph Goebbels (1897-1945) oder Adolf Hitler und gingen zusammen ins Kino, um Propaganda-Filme zu sehen. Sie unterstützten den örtlichen NSDAP-Presseamtsleiter bei der Bestückung der 13 „Stürmerkästen“ mit völkischen und rassistischen Presseartikeln im lokalen Beritt. Nach dem Kriegsende ahnten viele ehemalige Pimpfe und HJ-Jungen, dass sie um ihre „Jugend belogen und betrogen“ wurden.
Auf Einladung des Heimatvereins Schildesche wird der Bielefelder Historiker Dr. Jürgen Büschenfeld zu diesem Thema am Dienstag, dem 15. Juli 2025, um 19.00 Uhr im großen Gemeindesaal der Evangelisch-lutherischen Stiftskirchengemeinde, Johannisstraße 13, 33611 Bielefeld referieren sowie Fotografien und Dokumente präsentieren. Der Eintritt beträgt für Mitglieder 5 Euro; für Nicht-Mitglieder 7,50 Euro.

Foto: Am 21. Mai 1944, dem Muttertag, versammelten sich zahlreiche Pimpfe im „allgemeinen Winterdienstanzug“ – auch aus Schildesche – auf dem Pausenhof der Luisenschule an der Paulusstraße, um mit dem Zug ins „Protektorat Böhmen und Mähren“ zu reisen. Dies geschah im Rahmen der „Erweiterten Kinderlandverschickung“ zu ihrer Sicherheit. (Sammlung Sahrmann)

Der „Reichskanzler und Führer Adolf Hitler“ (1889-1945) vereinnahmte auf dem Nürnberger Reichsparteitag im Jahre 1934 die „Deutsche Jugend“ ganz und gar für die Nationalsozialisten. Doch es ging ihm dabei nicht um das individuelle Wohl zukünftiger Geschlechter, sondern um genügend Nachwuchs, „Kanonenfutter“, für die Wehrmacht. Dazu waren ebenfalls „gebärfähige und -freudige junge Frauen“ von Nöten. Hinsichtlich ihres Charakters forderte Hitler: „Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend". Der deutsche Junge der Zukunft müsse „schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl", so seine Vorstellungen hinsichtlich der körperlichen Fähigkeiten.

Das „HJ-Gesetz“
So wurde es den jungen Generationen immer und immer wieder eingebläut. Organisatorisch sollte es vom „Jungvolk“ über die „Hitlerjugend“ bis zum „Arbeits- und Wehrdienst“ kein Entrinnen mehr geben. „Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben", so beschrieb der „Führer" sein totalitäres Erziehungsmodell. „Es werde eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecke.“ Ab dem 1. Dezember 1936 regelte das „Gesetz über die Hitlerjugend“ alles Weitere. Mit dem 25. März 1939 wurde die Mitgliedschaft in der "Hitlerjugend" durch die Verordnung der "Jugenddienstpflicht" obligatorisch. Es erfolgte die Unterteilung in das „Deutsche Jungvolk in der Hitler-Jugend“ – das waren die 10 bis 14 jährigen „Pimpfe“ – und die „Hitler-Jugend“, die 14 bis 18jährigen. Bei den Mädchen gab es: in den „Jungmädelschaften“ die 10 bis 15jährigen und im „Bund Deutscher Mädel in der Hitler-Jugend“ die 15 bis 21jährigen.

„Pimpf im Dienst“
Zunächst bot die Hitlerjugend verlockende Freizeitaktivitäten. Mit Fahnen-Aufzügen, Fahrten, Geländespielen und geselligem Lagerleben knüpfte die Hitlerjugend an die Traditionen früherer Jugendbewegungen an, wie beispielsweise dem „Wandervogel“. Wesentlicher Bestandteil des HJ-Diensts war der sogenannte „Heimabend“, das gemeinsame Hören von Radiosendungen und die Vorbereitungen von Aktionen. Über die HJ sollten die Jugendlichen die NS-Ideologie mit Gehorsam, Kameradschaft, „Rassedenken“, Pflicht und Willensstärke verinnerlichen. Während des Kriegs stand die HJ verstärkt im Zeichen von Aufräumaktionen, Luftschutzdienst und Sammelaktionen für das Winterhilfswerk. In den letzten Monaten des Krieges wurden viele HJ-Mitglieder auch zu Volkssturm-Einheiten dienstverpflichtet. Die Hitlerjugend sollte 1939 mit 8,7 Millionen ihren Höchststand an Mitgliedern erreichen.

Pimpfe und HJ in Schildesche
In einem zeitgenössischen Zeitungsbericht findet sich die Notiz, dass es im Jahre 1932 bereits zwei Hitlerjungen in Schildesche gab – im folgenden Jahr dagegen waren es schon 60-70. Der damalige „Pimpf“ Horst Eweler (1930-2013) erinnerte sich: „Wir Pimpfen sammelten uns wöchentlich mittwochs und samstags nachmittags auf dem Schildescher Kirchplatz in Uniform. Von dort zogen wir in Dreier-Reihen zum Wäldchen bei Upmeyer zu Altenschildesche, wo die Findlinge für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges stehen.“ Dabei musste immer gesungen werden, um den Marschtritt zu halten - möglichst laut, um auf sich aufmerksam zu machen. Lieder wie „Heute wollen wir ein Liedlein singen“ mit der Zeile „Leb‘ wohl, mein Schatz, leb‘ wohl,
denn wir fahren gegen Engeland!“ mit dem Text von Hermann Löns (1866-1914) und der Musik von Herms Niel (1888-1954). Am Ehrenmal angekommen organisierten die HJ-Führer Geländespiele und Luftgewehr-Schießen. Horst Eweler lernte dabei über den „Daumensprung“ auch die Grundlagen des Strahlensatzes kennen. Pimpfe und HJ-Jungen hörten bei „Gemeinschaftsempfängen“ die Rundfunk-Ansprachen von Joseph Goebbels (1897-1945) oder Adolf Hitler und gingen zusammen ins Kino, um Propaganda-Filme zu sehen. Sie unterstützten den örtlichen NSDAP-Presseamtsleiter bei der Bestückung der 13 „Stürmerkästen“ mit völkischen und rassistischen Presseartikeln im lokalen Beritt. Nach dem Kriegsende ahnten viele ehemalige Pimpfe und HJ-Jungen, dass sie um ihre „Jugend belogen und betrogen“ wurden.
Auf Einladung des Heimatvereins Schildesche wird der Bielefelder Historiker Dr. Jürgen Büschenfeld zu diesem Thema am Dienstag, dem 15. Juli 2025, um 19.00 Uhr im großen Gemeindesaal der Evangelisch-lutherischen Stiftskirchengemeinde, Johannisstraße 13, 33611 Bielefeld referieren sowie Fotografien und Dokumente präsentieren. Der Eintritt beträgt für Mitglieder 5 Euro; für Nicht-Mitglieder 7,50 Euro.
Porträtfoto Jürgen Büschenfeld möglichst aktuell
Am 21. Mai 1944, dem Muttertag, versammelten sich zahlreiche Pimpfe im „allgemeinen Winterdienstanzug“ – auch aus Schildesche – auf dem Pausenhof der Luisenschule an der Paulusstraße, um mit dem Zug ins „Protektorat Böhmen und Mähren“ zu reisen. Dies geschah im Rahmen der „Erweiterten Kinderlandverschickung“ zu ihrer Sicherheit. (Sammlung Sahrmann)